Oft schon habe ich den Begriff „Seiser Alm“ auf Schildern entlang der Straßen Südtirols gelesen. Was genau sich dahinter verbirgt, habe ich erst jetzt erfahren. Unter einer Alm stelle ich mir eigentlich eine alte, große Holzhütte vor, die von Wanderern aufgesucht wird. Darum herum findet man riesige Weideflächen mit hungrigen Kühen. Doch die Seiser Alm ist weit mehr als das!
Ein kurzer Blick in Wikipedia verrät, dass es sich bei der Seiser Alm um die größte Hochalm Europas mit einer Größe von 56 km² handelt, die das größte geschlossene Hochplateau der Alpen formt. Sie reicht von 1680 Metern Höhe bis zu 2350 NN. Auf ihr befindet sich nicht nur eine Almhütte, sondern gleich um die Hundert. Neben den typischen Holzhütten und den grasenden Kühen gibt es hier auch etliche Hotels und Pensionen und Skilifte, die im Winter mit Sicherheit gut ausgelastet sind.
Vom Ort Seis aus führt eine kurvenreiche Straße zur Seiser Alm. Tagsüber kann man mit regelmäßig verkehrenden Bussen oder einer Gondelbahn auf das Plateau gelangen. Da wir meist alles mit dem Auto erkunden, mussten wir bis zum Abend warten, um hinauffahren zu dürfen: Tagsüber dürfen nur Autos mit Genehmigung (z.B. Hotelgäste oder Lieferanten) die Seiser Alm befahren, zwischen 17 und 9 Uhr darf jeder mit dem Privat-PKW die Straße nutzen.
Der Vorteil der fast autofreien Alm ist, dass man unbeschwert spazieren, wandern oder Radfahren kann. Erst am Abend muss man etwas mehr auf Autos achten, doch auch um diese Uhrzeit ist sogar in der Sommerhauptsaison wenig Verkehr. Auch im Winter ist dies sehr praktisch, da man mit schweren Ski beladen, nicht noch im Verkehrschaos landet oder sich durch die vielen parkenden Autos schlängeln muss.
Wir sind an zwei Abenden auf die Seiser Alm gefahren und hatten beide Male ein herrliches Panorama auf die umliegenden Berge der Dolomiten, die von der Abendsonne angestrahlt wurden. Wenn im Tal bereits die Sonne untergegangen ist, scheint sie auf der Hochalm noch lange weiter. Ihr solltet unbedingt einmal den Sonnenuntergang dort oben anschauen, er ist einfach unbeschreiblich. Zum Spazieren kann man viele kleine Wege oder die Hauptstraße nutzen. Am Eingang der Seiser Alm befinden sich viele Hotels, sodass hier die meisten Gäste unterwegs sind. Auch ein paar Shops mit Schaufenster laden zum Bummeln ein. Wenn man lieber die pure Natur genießen möchte, sollte man etwas weiter hoch fahren bzw. laufen, dort hat man dann nur noch wenig bewohnte Häuser und viel mehr Weidetiere. Es gibt dort oben sogar mehr Pferde als Kühe – tagsüber starten nämlich sehr viele Kutschfahrten.
Man weiß eigentlich nicht genau, in welche Richtung man lieber schauen möchte. Egal ob nach Westen, Osten, Norden oder Süden, jeder Weitblick ist anders und beeindruckt durch unterschiedliche Bergformationen und Kulissen. Auf der Seiser Alm hätte man genug Fotomotive um einen ganzen Kalender zu füllen. Je nach Wetterlage, können die Wolken sehr tief hängen und die Berge verdecken. Dann gibt es meist ein wundervolles Abendrot im Nebel. Bei klarem Wetter sieht die Umgebung wieder komplett anders aus und man kann viel mehr Berge in der Ferne erkennen. Egal welches Wetter ist, die Landschaft auf der Seiser Alm sieht eigentlich immer spektakulär aus.
Aufgepasst: Da die Seiser Alm recht weit oben liegt, ist es natürlich entsprechend kälter als im Tal. Deshalb unbedingt eine Jacke und lange Hosen mitziehen. Sonst wird aus dem entspannten Abendspaziergang eher ein Frostkonzert.