Als wir den „Crafter2Craftsmen“ Crafter das erste Mal trafen, machte er sich gerade auf zu seiner Reise quer durch Europa und hatte erst unter 100km auf der Straße verbracht. Damals befand er sich noch auf heimischen Boden, direkt in Hannover und besuchte seinen allerersten Craftsman. Inzwischen sind mehr als zwei Monate vergangen und der Crafter hat bereits gut die Hälfte seiner geplanten Strecke von 42.000 km zurückgelegt. Während der Wintermonate hat das Crafter2Craftsmen Team 15 unterschiedlichste Handwerker kennenlernen dürfen und hat dafür bereits 16 europäische Länder durchquert. Als der Crafter schließlich Island erreichte, wurde es Zeit für uns, ihn erneut zu besuchen und einen weiteren Einblick in das europäische Handwerk zu gewinnen.
Am Flughafen wurden wir bereits freudig von dem Crafter2Craftsmen Team in Empfang genommen. Zum Glück war es um 16 Uhr noch einigermaßen hell, sodass wir noch einen Blick auf den Crafter vor dem Flughafengebäude werfen konnten, bevor es mit einem Shuttle weiter in Richtung Reykjavik ging. Am nächsten Morgen stand der Besuch der Isländischen Handwerker auf dem Programm: Um halb zehn trafen wir beim Íshús Hafnarfjarðar ein. Das „Icehouse“ ist eine Gemeinschaft aus Handwerkern, die hier individuell ihrer Arbeit nachgehen können. Gegründet wurde es 2014 von dem Ehepaar Anna María und Olí Karlsdóttir, die nach der Finanzkrise eine neuartige Idee umzusetzen versuchten und damit Erfolg hatten. Aus anfangs zehn Handwerkern, die sich jeweils einen Raum im „Icehouse“ anmieteten, sind es inzwischen 45 geworden. Hier im Íshús wird Gemeinschaft großgeschrieben: Jeder Handwerker hat nicht etwa ein kleines Zimmerchen, indem er isoliert arbeitet, sondern die Arbeitsbereiche sind in größere Räume integriert, sodass man stets den Kontakt mit den anderen Kreativen hat. Die eigene „Parzelle“ können die Handwerker gestalten wie sie möchten und darin arbeiten wann sie wollen. Für viele von ihnen ist die kreative Arbeit bei Anna María und Olí der Zweitjob, der ihnen aber eher wie Freizeit vorkommt, da die Atmosphäre sehr gemütlich und familiär ist.
Bei unserem Rundgang durch das „Icehouse“ lernten wir acht Handwerker kennen, darunter auch Bogga, die aus Altkleidung beispielsweise Handschuhe oder Buchhüllen erstellt. Ihr meist verkauftes Produkt ist ein simples, aber durchaus nützliches Widget: Kabelhalter aus Leder – sie sehen schick aus und passen in jede Tasche. Bogga erklärte uns den Unterschied zwischen Tierleder und Fischleder (ich wusste vorher nicht einmal, dass es Leder aus Fischschuppen gibt…) und lies uns ihre Produkte ausprobieren.
Eine weitere Handwerkerin, die im Íshús ihre Handarbeit herstellt, ist Thortis: Sie hat sich auf Keramikprodukte spezialisiert, die nach einer besonderen Art gefertigt werden. So unterschiedlich die Handwerker hier sind, so unterschiedlich sind auch ihre Kreationen: Von Töpferware über Holzdesign bis hin zu Keramik und Schmuck, im „Icehouse“ wird einzigartiges Isländisches Design entwickelt.
Bevor wir uns vom kreativen Team verabschiedeten, durfte der VW Crafter noch eine neueste Erfindung ausprobieren: Den Minkcamper, ein Anhänger fürs Fahrzeug, der als Schlafkoje gedacht ist. In diesem kleinen, transportierbaren Zimmerchen passen zwei Personen hinein, die durch das Glasdach auch bei Nacht die Natur hautnah erleben können. Für Island ist dieser Anhänger ideal, wenn man außerhalb der Siedlungen übernachten möchte und noch dazu Polarlichter beobachten will. Zusätzlich bietet der Wagen Platz für Lebensmittel und eine kleine Kochplatte. Neben der Funktionalität ist auch das Design sehr gelungen. In der Werkstatt hängen Entwürfe des Anhängers, der anschließend tatsächlich in die Tat umgesetzt wurde. Ich drücke dem Íshús Team ganz fest die Daumen, dass dieser Anhänger in den nächsten Jahren vermehrt auf den Straßen zu sehen sein wird!
Für den VW Crafter überreichte Anna María ein Schutzamulett, das das Fahrzeug und sein Team vor Unglück bewahren und weiterhin gute Fahrt gewährleisten soll. Ob das Amulett seine Funktion auf Island trotz eisiger Bedingungen und herausfordernder Aufgaben erfüllen konnte, könnt ihr demnächst in einem weiteren Bericht lesen.