Für PKW-Fahrer ist es oft eine schlimme Vorstellung: Die Fahrt mit einem Nutzfahrzeug. Doch wenn ein Umzug ansteht oder man dienstlich schweres Gepäck transportieren muss, kann diese Vorstellung schnell zur Realität werden. Doch keine Angst: Viele Nutzfahrzeuge von heute unterscheiden sich kaum noch von normalen Personenfahrzeugen. Wir waren mit dem neuen VW Crafter unterwegs und konnten uns davon überzeugen, wie einfach er zu handeln ist und mit welchen Assistenzsystemen er neuerdings ausgestattet sein kann.
Alter vs. neuer Crafter
Bei unserem Umzug im Mai sind wir noch mit der alten Generation des VW Crafter (gebaut von 2006 – 2016) unterwegs gewesen, die VW zusammen mit Daimler produziert hat. Vorne in der Fahrerkabine merkte man ganz klar, dass es ein NUTZfahrzeug war und eben keine komfortable Reiselimousine. Beim Fahren klapperte und wackelte es und für die Lenkung und Schaltung brauchte man schon eine gewisse Kraft in den Armen. Fahrerassistenzsysteme waren damals nur etwas für höhere Fahrzeugklassen im PKW Segment. Seit diesem Jahr kann es aber auch anders gehen: Mit dem neuen VW Crafter, der ab 2016 in einem neuen Werk in Polen gebaut wird, zeigt Volkswagen Nutzfahrzeuge, dass auch der tägliche Arbeitsplatz für Handwerker weltweit modern, komfortabel und sicher sein kann.
Von außen kann man den neuen Crafter relativ schnell an der neuen Front erkennen: Die Form der Lichter und des Kühlergrills erinnern ans VW-typische Erscheinungsbild, wie man es von aktuellen Modellen kennt. Den Crafter gibt es in mehr als 50 Varianten, er kann als Pick-up oder Kastenwagen mit Einzel- oder Doppelkabine und mit unterschiedlichen Radlängen in Erscheinung treten.
Eigenschaften eines PKWs im neuen Crafter
Trotz der Vielzahl an Varianten des VW Crafters haben die Fahrzeuge eine große Gemeinsamkeit: Das neue Cockpit erinnert mehr und mehr an den Innenraum eines Privat-PKWs. Auch von den Fahreigenschaften her merkt man viel weniger, dass man hinter sich ein „schweres Lager“ mitführt. Wir sind den Crafter als 2.0 TDI mit 176 PS gefahren und er hatte genügend Kraft, die teils sehr steilen Hügel um Almerìa herum schnell zu erklimmen. Mir gefiel vor allem der optional verfügbare Schwingsitz, auf dem man sich wie ein LKW-Fahrer fühlt und die holprigen Straßen zum Leidwesen der Mitfahrer gerne auch noch etwas schneller fährt.
Fahrerassistenzsysteme im Überblick
Besonders bemerkenswert ist die große Auswahl an Fahrerassistenzsystemen: Alle Hilfssysteme, die man optional für den VW Passat bestellen kann, findet man nun auch im neuen Crafter. Neben der bekannten ACC, die automatisch den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug reguliert, gibt es einen Spurhalteassistent, einen toten Winkel Warner, einen Seitenwindassistenten, einen Einpark- und Ausparkassistenten und natürlich eine Rückfahrkamera, die gerade für das Rangieren in belebten Räumen nützlich ist.
Auf einer Freifläche konnten wir einige der Assistenzsysteme ausgiebig testen. Das seitliche Einparken geht mit Hilfe des Assistenten kinderleicht: Das Fahrzeug vermisst automatisch potenzielle Parkflächen und zeigt geeignete Lücken direkt am Fahrerdisplay an. Als Fahrer muss man lediglich den Rückwärtsgang einlegen, Gas geben und bremsen. Das Lenken während des Einparkvorgangs übernimmt das Fahrzeug. Nähert man sich einem geparkten Auto zu schnell, führt der Crafter automatisch eine Notbremsung durch. Mich hat das System völlig überzeugt.
Trailer-Assist und Warnsysteme
Ein weiteres nützliches Feature ist der Trailer-Assist. Die Tasten für das Einstellen der Spiegel dienen als Joystick um einen Anhänger in die gewünschte Position zu bringen. Gerade für Anhänger-Unerfahrene Autofahrer beugt dieses System unnötigen Beulen vor. Ich bin mit dem System sehr gut zurecht gekommen, obwohl ich selbst noch nie mit Anhänger gefahren bin und auch in einem Nutzfahrzeug eher selten unterwegs bin. Steht man mit dem Crafter beispielsweise auf einem Supermarktparkplatz und möchte rückwärts ausparken, hat man das Problem, dass man das Umfeld kaum sehen kann. Zusätzlich zur Rückfahrkamera, gibt es eine Funktion, die seitlich heranfahrende Fahrzeuge erkennt und den Fahrer akustisch und visuell davor warnt. Wird die Warnung ignoriert, führt das Fahrzeug eine Notbremsung durch, sodass es fast unmöglich ist, bei wachsamen Fahren auf Parkplätzen einen Unfall zu verursachen.
Motorisierung und Seitenwindassistent
Aktuell gibt es den Crafter nur mit Frontantrieb. Nächstes Jahr wird die 4MOTION Variante hinzukommen. Mit dem Frontantrieb kamen wir auch auf sandiger Straße sehr gut voran. Auf abschüssiges Gelände haben wir uns jedoch nicht gewagt, denn schließlich will man ja nicht inmitten der spanischen Wüste stecken bleiben. Die Beschleunigung ist auch mit der kleinsten Motorisierung ausreichend (je nach Ladung) und das Lenkverhalten ist mittlerweile präzise und leicht wie in der PKW Klasse. Während unserer Testfahrt herrschte Sturm in der Gegend um Almerìa. Eine gute Gelegenheit, um den Seitenwindassistenten auszuprobieren: Auf einer geraden Schnellstraße blies der Wind direkt von der Seite gegen unseren Transporter. Die Windgeräusche klangen unheimlich und obwohl das Fahrzeug leicht schwankte, bewegte sich das Lenkrad kaum bzw. ich musste kaum bis garnicht gegenlenken. Diese Funktion ist dank der elektromechanischen Servolenkung erst möglich. Gerade für die Ausführung als Kastenwagen ist dieses serienmäßig enthaltene Feature sehr praktisch, wenn man nicht permanent beide Hände fest am Lenkrad halten möchte.
Fazit
Obwohl wir unsere Testfahrt ausnahmsweise mal nicht mit einem Sportwagen, einem Cabrio oder einer Komfortlimousine unternommen haben, war die Tour doch sehr spannend und beeindruckend. Die Kurven in das hügelige Hinterland von Almerìa meisterte der Crafter sehr gut und die Fahrt hat sogar Spaß gemacht. Nach ein paar Minuten Fahrt im neuen Crafter vergisst man schnell, dass man eigentlich in einem Nutzfahrzeug sitzt und nicht wie gewohnt in einem normalen PKW. Lediglich der übersichtliche Blick auf die Straße durch das hohe Sitzniveau, der Einstieg weit nach oben und die drei Sitzplätze im Vorderbereich machen einem während der Fahrt bewusst, mit was für einem Fahrzeug man eigentlich gerade unterwegs ist.
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