In den letzten Monaten sind immer wieder Meldungen von Bärenbegegnungen in den italienischen Alpen, genauer gesagt in der norditalienischen autonomen Region Trentino-Südtirol veröffentlicht worden. Erst kürzlich wurde ein Mensch unweit des Gardasees minutenlang von einem Bären verfolgt – ein Vorfall, der zum Glück glimpflich ausgegangen ist. Doch es gab auch schon eine tödliche Bärenbegegnung: Im April 2023 wurde ein Jogger im Val di Sole im norditalienischen Trentino von einem Bären getötet. Das Val di Sole ist eine Region, die auch bei Touristen für Wanderungen beliebt ist. So langsam fragt man sich als Urlauber, ob man in den italienischen Alpen bei Spaziergängen und Wanderungen überhaupt noch sicher ist. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die aktuelle Situation von frei lebenden Bären in Trentino-Südtirol und Tipps, welche Vorkehrungen man für geplante Wanderungen treffen und wie man sich im Ernstfall verhalten sollte.
Wilde Bären in Trentino-Südtirol, Italien
Die bei Deutschen beliebte Urlaubsregion Trentino-Südtirol, liegt zwischen den österreichischen Bundesländern Tirol und Salzburg, dem Schweizer Kanton Graubünden und den italienischen Regionen Lobardei und Venetien. Bekannt ist die Region vor allem für die Dolomiten und den nördlichen Teil des Gardasees. Jährlich besuchen tausende von Gästen die Natur des Trentino-Alto Adige oder auch eine der größeren Städte, wie Bozen, Trient, Brixen, Meran oder Sterzing.
Vor 25 Jahren galten Bären in dieser Region als fast ausgestorben. Um dem entgegen zu wirken wurde Ende der 1990er Jahre das Projekt „Life Ursus“ gestartet, mit dem Ziel eine kleine Bärenpopulation in den Zentralalpen wiederanzusiedeln. Stand 2024 geht man von etwa 100 ausgewachsenen Braunbären in Trentino-Südtirol aus. Ich schätze die tatsächliche Zahl auf weitaus mehr, denn wenn man sich alleine die Namen der getrackten Bären ansieht, ist man schon dort mit dem Bären „M107“ bei über 100 angekommen, hinzu kommen dann ja noch ungesichtete bzw. nicht-getrackte Bären plus Jungbären.
Aktuell hat die Regierung folgende Maßnahme beschlossen, um die Sicherheit in der Region zu wahren: Im Jahr 2024 und 2025 dürfen je acht Bären getötet werden, wenn sie sich Menschen oder Ortschaften zu sehr nähern. Die Zahl wurde festgelegt, da dadurch der Bärenbestand nicht reduziert wird. Eine Maßnahme, die sowohl von Tierschützern als auch besorgten Anwohnern und Landwirten beiderseits kritisch gesehen wird. Man wird sehen, wie sich die Situation in den nächsten Jahren noch entwickeln wird.
Vorkehrungen für eine Wanderung in den italienischen Alpen
Plant man einen Urlaub in Trentino-Südtirol, so sollte man sich bewusst sein, dass man bei Ausflügen in die Natur unfreiwillig auf einen Bären treffen könnte. Solch eine Siutation ist zwar sehr unwahrscheinlich, könnte aber in den nächsten Jahren noch zunehmen, wenn die Population der Bären weiterhin steigt. Jüngsten Berichten zufolge werden Bären nun auch immer häufiger in Ortschaften gesichtet. Beispielsweise im Juni 2023 in Arco oder Juli 2023 in San Lorenzo Dorsino und nicht nur an entlegenen Orten. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte in oder an seinem Wanderrucksack eine Trillerpfeife oder sogar ein Bärenabwehrspray griffbereit mitführen.
Außerdem ist es sinnvoll, sich vor einer Wanderung bei der Unterkunft oder Touristeninformation nach aktuellen Bärensichtungen zu informieren. Die Informationen von Einheimischen sind oft verlässlicher und aktueller als Online-News. Eine weitere Vorkehrung, die man treffen kann, wenn man schon unterwegs ist, ist es Geräusche während der Wanderung von sich zu geben. Das kann lautes Sprechen, Singen oder Pfeifen sein. Wichtig ist, dass Bären und andere Wildtiere die Geräusche wahrnehmen können und es zu keinem überraschenden Aufeinandertreffen kommt. Ist man mit einem Hund unterwegs, so sollte dieser stets an der Leine geführt werden, damit er nicht der Witterung von Bären folgt und diese dann direkt zum Halter führt.
Tipps fürs Verhalten bei einer Bärenbegegnung
Passiert es trotz Vorkehrungen, dass man auf einen Bären trifft, so geben Ratgeber folgende Tipps:
- Sicherheitsabstand zum Bären: Niemals zu nahe an den Bären herangehen und keine ruckartigen Bewegungen machen.
- Nicht wegrennen: Bären sind schneller als Menschen, daher nicht umdrehen und wegrennen.
- Ruhe bewahren: Das Verhalten des Bären beobachten, ruhig sprechen und sich als Mensch erkennen geben.
- Bär richtet sich auf: Wenn sich der Bär aufrichtet, handelt es sich nicht um aggressives Verhalten. Dieser Moment kann genutzt werden, um auf sich aufmerksam zu machen.
- Annäherungsdistanz: Eine Annäherung von weniger als 10 bis 20 Metern könnte den Bären bedrohen und zu aggressivem Verhalten führen.
- Langsame Entfernung: Sich langsam entfernen, das Tier nicht aus den Augen verlieren und den Bären nicht direkt anstarren.
- Ruhige Stimme: Während der gesamten Begegnung mit ruhiger Stimme sprechen.
Sollte ein Bär versuchen dich anzugreifen, gibt es hier eine ausführliche Empfehlung, wie man sich Schritt für Schritt verhalten sollten: de.wikihow.com/Den-Angriff-eines-Bären-überleben
Falls du eine Wanderung im Trentino-Südtirol planst, kannst du hier vorab die aktuellen Bärensichtungen einsehen: provinz.bz.it/land-forstwirtschaft/fauna-jagd-fischerei/fauna/wolf-suedtirol/nachweise-von-wolf-und-baer.asp
Abschließend hoffen wir, dass du mit diesem Artikel einen Überblick über die Lage in den italienischen Alpen bekommen hast und gut für deinen Urlaub vorbereitet bist!