Habt ihr euch auch schon gefragt, wo vor allem im Winter unser ganzes Obst und Gemüse herkommt? Oft liest man auf den Etiketten der Orangen, Tomaten, Paprika oder Gurken das Herkunftsland Spanien. Doch wo genau reifen die frischen Produkte? Wir haben uns auf die Suche nach dem Ursprung vieler unserer winterlichen Obst- und Gemüsesorten gemacht. Unser Ziel: Die Provinz Almería im spanischen Andalusien.
Schon beim Landeanflug auf den kleinen Flughafen Almería fallen die endlos erscheinenden Plastikplanen der Gewächshäuser auf. Reihe für Reihe erstrecken sie sich über mehrere Kilometer entlang der Küste, dazwischen sieht man immer wieder vertrocknete Flussbetten und karge Hügelformationen. Von stark besiedelten Städten – mit Ausnahme von Almería selbst – ist weit und breit nichts zu sehen. Das Landschaftsbild wird dominiert von kleinen Siedlungen, vereinzelten Villen, riesigen Plantagen und wüstenartigen Gebirgszügen. Eine Region für sich, die ich bisher in Europa kein zweites Mal so gesehen habe.
Die Fahrt vom Flughafen zu unserer Unterkunft macht uns dann gleich auf die Realität von der landwirtschaftlich geprägten Provinz aufmerksam: Neben den einzelnen Gewächshäusern stehen zerfallene Blechhütten und provisorische Zelte aus Pappe, die Eingänge sind mit Müll und Dreck versehen. Insgesamt ist es um die Straßen herum sehr schmutzig und man hat das Gefühl außerhalb von Europa in einem armen Viertel gelandet zu sein. Von unseren gewohnten Standards kann man zumindest in der ländlichen Region Almerías nichts erkennen. In der Ferne erscheinen einzelne, von dicken Zäunen oder Mauern umgebene Villen, deren Gärten im Gegensatz zum Landschaftsbild grün und ausreichend mit Wasser gesättigt sind. Hier leben vermutlich die reichen Plantagenbesitzer, die mit ihrem Export jährlich gut Gewinn erzielen. In welchen Verhältnissen die oftmals aus Afrika stammenden Arbeiter jedoch leben, wird gerne verschwiegen. Mit Sicherheit gibt es viele Plantagen, die die Arbeiter entsprechend entlohnen und für eine angepasste Unterkunft und Verpflegung sorgen. Doch leider gibt es wie überall auch schwarze Schafe, die ihren Arbeitern den versprochenen Lohn nie ausbezahlen und die sie menschenunwürdig behandeln. Jedes Jahr werden die Arbeitsbedingungen von unterschiedlichen Seiten her kritisiert, doch viel hat sich bisher nicht getan.
Dass es auch anders gehen kann, beweist uns die Firma ZOI. Wir konnten einen Blick ins Innere der Plantagen werfen und wurden positiv überrascht: Die Maschinen sind elektrisch betrieben, die Arbeiter wirken zufrieden und das Unternehmen hat sich dem Nachhaltigkeitsprinzip verschrieben. Im Meer des Plastiks gibt es also auch „richtige“ Unternehmen, die einhalten, was sie versprechen. Doch leider ist das nicht überall der Fall und da die Plantagen eine so riesige Größe erreicht haben, wird es immer schwieriger, alle Arbeitsbedingungen zu kontrollieren. Ich hoffe doch sehr, dass es dafür in naher Zukunft eine Lösung geben wird…
Warum gibt es in der Provinz Almería eigentlich so viele Plantagen?
Grund für die Intensivkultur vieler Tonnen von Gemüse und Obst in dieser Region ist das Klima. Almería zählt zu den trockensten und wärmsten Regionen Europas. Hier scheint alljährlich viel Sonne und das mediterrane, wüstenähnliche Klima sorgt dafür, dass das Obst und Gemüse unter den Plastikplanen wunderbar reifen kann. Ein weiterer Grund ist die Nähe zu Afrika: In Almería arbeiten sehr viele Ausländer, die als Flüchtlinge oder auch illegal nach Spanien gereist sind. Sie dienen als billige Arbeitskräfte, die leider häufig ausgebeutet werden.
Welche Ausmaße hat die landwirtschaftliche Produktion in der Provinz?
Insgesamt bedecken die Intesivkulturen 29.000 Hektar Fläche in der Provinz Almería. Nicht umsonst wird die Gegend auch als mar del plástico (= Plastikmeer) bezeichnet, die es so kein zweites Mal auf der Welt gibt. Etwa ein Drittel der Ernte geht jährlich nach Deutschland, im Jahr 2014 waren es beispielsweise 582.491 Tonnen. Man schätzt, dass in den Plantagen bis zu 100.000 Arbeiter beschäftigt sind, viele davon illegal. Für Almería ist die Gemüse- und Obstproduktion neben dem Tourismus die wichtigste Einnahmequelle.
Schaut doch bei eurem nächsten Einkauf einmal auf die Etiketten der Tomaten, Gurken, Paprika oder Erdbeeren und ihr werdet erstaunt sein, wie viel doch von Spanien – und dann wisst ihr ja aus welcher Region genau -stammt.